Das Rotschlamm-Restloch (RSRL) Heide V ist aus dem Baufeld 5 des im Jahr 1968 stillgelegten Braunkohlentagebaus Heide VI hervorgegangen. Das Tagebaurestloch befindet sich in den Landkreisen Bautzen (Freistaat Sachsen, Anteil ca. 75 %) und Oberspreewald-Lausitz (Land Brandenburg, Anteil ca. 25 %).

Das Restloch mit einer Fläche von rund 35 ha wurde zwischen 1971 und 1990 als industrielle Absetzanlage für Rückstände aus dem benachbarten Aluminiumwerk Lauta genutzt, wobei rund zwei Mio. m3 Rotschlamm eingespült wurden. Die Mächtigkeit der heute vorhandenen Rotschlammschicht im Restloch beträgt etwa 6 bis 17 m. Das aufstehende Wasservolumen umfasst ca. 6 Mio. m3, die mittlere Tiefe des Freiwassers liegt bei 13 m. Rotschlamm wird gemäß seiner Korngrößenverteilung als schluffiger Ton bzw. toniger Schluff eingestuft. Der Schlamm hat thixotrope Eigenschaften, die den Umgang mit dem Material im Allgemeinen erheblich erschweren.

Als Eigentümerin des Grundstücks ist die GESA verpflichtet, die notwendigen Maßnahmen zur Verkehrssicherung, zur Abwehr von Gefahren und zur Sicherung des RSRL Heide V zu ergreifen. Alle Maßnahmen werden im ökologischen Großprojekt (ÖGP) Lautawerk, Teilprojekt RSRL Heide V, mit den zuständigen Behörden und Umweltministerien des Freistaates Sachsen und des Landes Brandenburg sowie mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) als Rechtsnachfolgerin der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS) für den Bereich Umweltschutz/Altlasten einvernehmlich abgestimmt. Die GESA ist Tochtergesellschaft und Geschäftsbesorgerin der BImA.

Die Bergaufsicht für das RSRL Heide V ist nach Angaben des Sächsischen Oberbergamtes beendet. Die im ÖGP Lautawerk abgestimmten Maßnahmen erfolgen auf Grundlage des Bundes-Bodenschutzgesetzes (BBodSchG) und des untergesetzlichen Regelwerks.

 

Gefahrenabwehrmaßnahmen

Die im Bereich des RSRL Heide V bisher durchgeführten Gefahrenabwehrmaßnahmen umfassen geotechnische Sicherungsmaßnahmen und ein langzeitlich angelegtes Oberflächenwasser- und Grundwassermonitoring.

Die geotechnischen Risiken im Zusammenhang mit der Gefahr des Übertritts von signifikanten Massen von Restlochwasser und Rotschlamm der Heide V in das benachbarte Tagebaurestloch Heide VI sind mit der Errichtung eines zusätzlichen Stützdamms zur geotechnischen Stabilisierung des sogenannten Trenndamms von der Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) als Eigentümerin des Restlochs Heide VI auf Grundlage des im Jahr 1999 zugelassenen Abschlussbetriebsplans (ABP) „Restlöcher im Raum Heide“ behoben worden. Der Trenndamm und auch Bereiche der Nordböschung des RSRL Heide V wurden von der LMBV mittels Rütteldruck- und Rüttelstopfverdichtung gesichert. Der Trenndamm wurde vor 1971 zur Vorbereitung der Einspülung der Rotschlämme zur Abtrennung der Heide V von Heide VI aufgeschüttet.

Zur Gewährleistung der Standsicherheit des Trenndamms hat die GESA in den Jahren 2013 und 2014 eine temporäre Wasserüberleitung von Heide V zur Heide VI im Rahmen des ÖGP Lautawerk und in Abstimmung mit der LMBV durchgeführt. Der Wasserspiegel im Restlochsee Heide V wurde unter den planungsrechtlich festgelegten Grenzwasserstand von 128,0 m (NHN) abgesenkt. Die Kosten dieser Sicherungsmaßnahme beliefen sich auf ca. 500 TEUR (netto). Der Grenzwasserstand wurde bis heute nicht mehr erreicht bzw. überschritten, so dass bis auf Weiteres kein weiterer Handlungsbedarf besteht. Die geotechnischen Sicherungsmaßnahmen am Trenndamm wurden insoweit im Jahr 2016 erfolgreich abgeschlossen.

Zur nachhaltigen passiv-hydraulischen Abstromsicherung im Hinblick auf die Stoffbelastungen des Grundwassers ist im Rahmen des ÖGP Lautawerk an einem Teilabschnitt der Nordböschung des RSRL Heide V nahe des Bahndamms der Bahnlinie 6207 Horka-Falkenberg eine Abdichtungsmaßnahme mittels Einbau einer Schlitzwand von der GESA geplant. Die Maßnahme dient darüber hinaus der dauerhaften geotechnischen Stabilisierung der Nordböschung. Planung und Umsetzung erfolgen auch in Abstimmung mit der Deutschen Bahn (DB). Die Maßnahme wird voraussichtlich ab Herbst 2024 durchgeführt. Die Kosten für die Errichtung der Schlitzwand werden derzeit auf ca. 1,5 Mio. EUR (netto) geschätzt. Mit der Sicherung der Nordböschung des RSRL Heide V mittels Schlitzwand werden alle erforderlichen Sicherungsmaßnahmen zur Gefahrenabwehr am Standort abgeschlossen.

Seit 2009 wird im Rahmen des ÖGP Lautawerk regelmäßig ein Oberflächenwasser- und Grundwassermonitoring am RSRL Heide V durchgeführt. Die Milieuverhältnisse im Oberflächenwasser (alkalisch), im vom Rotschlamm unmittelbar beeinflussten Grundwasser (örtlich begrenzt alkalisch) und im weiteren Gewässerumfeld (sauer) sind vom ehemaligen Bergbau und der früheren industriellen Nutzung nachhaltig geprägt. Während das Oberflächenwasser der Heide V aerob ist, zeichnet sich das angrenzende Grundwasser allgemein durch anaerobe, örtlich sogar anoxische Verhältnisse aus.

Die im abgelagerten Rotschlamm enthaltenen Schwermetalle sowie das Halbmetall Arsen (As) als „Leitparameter“ sind in Abhängigkeit von den Redoxreaktionen und der Bindungsform allgemein vergleichsweise schlecht wasserlöslich. Nach bereits seit langem erfolgter Eigenkonsolidierung der Rotschlämme (Einspülung bis 1990) sind die enthaltenen Schadstoffe praktisch nicht mehr wasserverfügbar und weitgehend immobilisiert. Die relativ schlecht durchlässigen Rotschlämme werden vom Grundwasser effektiv nicht durchströmt und stellen insoweit eine künstliche Barriere im Grundwasserkörper dar. Die im Oberflächenwasser und Grundwasser derzeit noch gelösten Schadstoffkonzentrationen betragen bis 1,5 mg/l As und sind aufgrund von Rückhalteprozessen (Adsorption, Mitfällung, Filterung etc.) teils rückläufig und liegen in Teilbereichen bereits unterhalb des Geringfügigkeitsschwellenwertes (GFS) der LAWA von 0,003 mg/l As (Vergleich Grenzwert TVO: 0,010 mg/l As). Die Schadstoffe sind im ungestörten hydraulischen Regime quasi ortsstabil; eine gelöste As-Fahne ist im weiteren Grundwasserabstrom der Heide V in Richtung der etwa 600 m entfernten Ortschaft Lauta nur noch als Relikt erkennbar („historische Fahne“). Zur abschließenden Prüfung des Sachverhaltes ist das Messtellennetz hier noch weiter zu verdichten.

Die Arsen-Gehalte im Rotschlamm selbst betragen ca. 10 mg/kg As und in der dem Rotschlamm geringmächtig auflagernden (bis 0,1 m), weitgehend organischen Faulschlammschicht ca. 330 mg/kg As. Nach den bisher vorliegenden Erkenntnissen hat sich im Bereich des RSRL Heide V somit eine lokal begrenzte und quasi stationäre „Kontaminationsaureole“ im Grundwasserkörper ausgebildet.